Wann hast du zum letzten Mal etwas zum ersten Mal gemacht?
Für mich ist es immer wieder wertvoll, mir diese Frage zu stellen. Ich bin ein Mensch, der seine Routinen sehr schätzt. Sie geben mir Struktur und helfen mir, meinen Alltag für mich optimal zu gestalten. So kann ich kleine Momente der Vorfreude, auf einer täglichen Basis, genießen. Die Freude auf den ersten Tee am Morgen oder auf den liebevollen Austausch mit meinem Partner, in der Mittagspause…
Als notorische Tagträumerin, schützen mich ritualisierte Abläufe zudem regelmäßig, vor mittelschweren Katastrophen. Wahrscheinlich hätte ich schon mehrfach meine Wohnung abgebrannt oder mich aus selbiger ausgesperrt, würde ich nicht jedes Mal, wenn ich das Haus verlasse, den selben Kontroll-Ablauf durchlaufen. Alle ehemaligen Turnbeutelvergesser wissen, wovon ich rede. 😉
Die Welt steht Kopf, ich auch.
So wertvoll meine Routinen für mich sind, so sehr liebe ich es aber auch, meine Welt immer wieder auf den Kopf zu stellen. Ein Wechsel der Perspektive, kann die Welt gleich ganz anders aussehen lassen. So ist der tägliche Kopfstand immer wieder Bestandteil meiner Morgenroutine. Heute finde ich es unvorstellbar, dass ich diesen um ein Haar, ungetestet, für immer, aus meinem Leben gestrichen hätte.
Es war das zweite Jahr meiner Ausbildung zur Yoga-Lehrerin: mein Ausbilder verkündete freudig, dass es an der Zeit sei uns im Kopfstand zu üben. Bei mir gingen sofort die Alarmglocken an: Das kann ich auf keinen Fall! Das ist viel zu gefährlich! Meine Arme sind nicht stark genug! Mein Nacken ist zu empfindlich! Meine Bauchmuskulatur kann das nicht halten! Während ich panisch meinen Lehrer mit “guten Argumenten” überschüttete, lächelte er nur verständnisvoll. Danach sagte er: “Ich respektiere es, wenn du es wirklich nicht probieren willst. Aber ich mache dir ein Angebot. Probiere es, mit meiner Hilfe. Dann kannst du jederzeit kontrolliert abbrechen, wenn du das möchtest.” Keine Minute später stand ich in meinem ersten Kopfstand. Schief, mit viel Unterstützung, wackelig und nur wenige Sekunden. Aber: Mensch, war das geil!
. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.
Hermann Hesse
Mein erster Kopfstand war eine umwerfende Erfahrung für mich (wort wörtlich und sinnbildlich). Aber es gibt auch kleine erste Male, die weniger Mut erfordern: ein neues Gericht ausprobieren, ein Lied zum erste Mal hören, ein Lied zum ersten Mal mit einem geliebten Menschen hören, eine neue Sportart ausprobieren…
Nur wenn wir Neues ausprobieren, können wir über uns hinauswachsen. Und das Leben bietet eine so unendliche Fülle an Möglichkeiten, dass wir getrost aus dem Vollen schöpfen können. Im schlimmsten Fall haben wir hinterher festgestellt, dass wir gerne auf ein zweites Mal verzichten. Auch das ist eine wertvolle Erfahrung.
Oft geht mehr, als du denkst.
Wenn du regelmäßig Neues probierst, wächst in dir das Vertrauen in deine Fähigkeiten. Wenn du einmal etwas erlebt hast, was dir unmöglich erschien, bist du in Zukunft sicher etwas vorsichtiger mit dem Begriff “unmöglich” und vielleicht etwas weniger vorsichtig beim Ausprobieren. Jedes Mal, wenn du deine Komfortzone verlässt und eine neue Erfahrung machst, ist das ein Erfolg.
Darauf kannst du stolz sein. So wird deine Komfortzone immer größer. Das stellt dich vor die wunderbare Aufgabe, dir immer wieder neue Dinge einfallen lassen zu müssen, um in den Bereich zu kommen wo du dich wirklich herausforderst.
Bleibe dabei achtsam mit dir selbst. Wenn dir etwas wirklich ein schlechtes Bauchgefühl verursacht, dann akzeptiere, dass es vielleicht (noch) nicht das Richtige für dich ist. Wenn du jedoch eine Mischung aus freudiger Aufregung und Panik spürts, dann wahrscheinlich weil du tief drin weißt, dass du es ausprobieren willst. Wie du lernen kannst besser auf dein Bauchgefühl zu hören kannst du hier nachlesen.
Vielleicht fällt es dir grade schwerer als sonst, Möglichkeiten wahrzunehmen und Neues zu probieren. Aber wie gesagt, es dürfen gerne auch vermeintlich kleine Dinge sein. Wir spielen zum Beispiel fast jedes Wochenende ein neues Brettspiel. Dafür müssen wir nicht mal die Wohnung verlassen und können trotzdem in eine völlig neue Welt eintauchen, die eigenen Regeln folgt und uns auf eine spannende Reise schickt.
Jetzt ist eine gute Zeit, Dinge mal selbst zu versuchen, die sonst Außenstehende erledigen würden. Ich habe vor ein paar Wochen meine Spülmaschine angeschlossen und vor wenigen Stunden meinen Pony selbst geschnitten. Beides war aufregend und hat mich sehr froh gemacht.
Dank Internet und einer unfassbar fleißigen YouTube-Community, war ich, zum Glück, nicht wirklich auf mich allein gestellt. Ich schätze diese Form von Gemeinschaft sehr.
Probierst du dich zur Zeit auch an neuen Dingen? Was hast du bisher dabei über dich gelernt?
Weil ich mich immer gerne mit einem Lächeln verabschiede…
HIER meine Top 3 Dinge, die ich in letzter Zeit zum ersten Mal gemacht habe
- Mir selbst einen Pony schneiden
- Rune Stones spielen
- mit Mumpitz einen Spaziergang durch die Nachbarschaft
Nutsmaste – the crazy in me honors the crazy in you <3
Anette Schönewerk
Liebe Tanja,
ich freue mich immer auf und über deine Beiträge.
Hab vielen Dank, dass du deine Gedanken mit uns teilst und mir immer wieder Anlass bist, längst eingefahrene Alltäglichkeiten und Verhaltensweisen zu überdenken oder zu hinterfragen.
Ich bin sehr neugierig, was du mir in Zukunft noch alles so zum „Grübeln“ servierst .
Alles Liebe für dich ,
herzliche Grüße aus Süddeutschland
Anette
Tanja Spieß
Liebe Anette,
schön, dass du hier bist. Das mit den eingefahrenen Verhaltensweisen, ist aber auch immer wieder eine Herausforderung. 😉 Ich freue mich schon sehr auf das weitere, gemeinsame Grübeln und Gedanken-Austauschen. <3