Neulich habe ich meinen Terminplaner nach einem bestimmten Ereignis durchsucht. Beim Stöbern ist mir aufgefallen, wie viel voller mein Kalender noch vor wenigen Monaten war. Da standen Dinge wie Tanzen gehen, Kino, Heimatbesuch… Mit den neuen Herausforderungen, vor die wir alle gestellt werden, ist mein Leben deutlich ruhiger geworden. Natürlich wünsche ich mir sehr, dass jedwede Bedrohung sich möglichst schnell und nachhaltig reduziert. Und ich habe viel Hoffnung, dass es wieder so etwas wie Normalität geben wird.
Gleichzeitig verspüre ich das Bedürfnis ein kleines Resümee zu ziehen: Was haben mich die letzten Monaten über mich selbst gelehrt? Haben mir die äußeren Umstände etwas über mein inneres Wesen gezeigt, was mir in dieser Form noch nicht bewusst war? Ich möchte die Erkenntnisse bewahren und daraus lernen. Los geht’s! Diese 5 Dinge habe ich in den letzten Monaten über mich selbst gelernt:
Ich liebe Brettspiele
Schon als Kind habe ich wahnsinnig gerne Brettspiele gespielt. Auf meinem Wunschzettel für den Weihnachtsmann stand immer zum Schluß: “Und bitte auf jeden Fall ein Spiel (Überraschung)”. Diese Leidenschaft habe ich von meinem Papa, der (stellvertretend für den Weihnachtsmann) nur zu gerne regelmäßig das Spiel des Jahres besorgte und erfreulicherweise auch fast immer für eine Partie zu haben war. Er hatte sogar dann noch Geduld, wenn ich am Wochenende oder in den Ferien, von einem Spiel völlig beseelt, eine Runde nach der anderen spielen wollte. Auch gerne mal weit über die eigentliche Schlafenszeit hinaus. Mein Bruder war der Dritte in unserem Bunde und auch ein Zocker vor dem Herrn.
Als Erwachsene vergaß ich meine Liebe fürs Spielen zwar nie ganz, doch schlummerte sie einige Jahre in einem Dornröschenschlaf. In den letzten Jahren habe ich durch meine Geschwister, eine zauberhafte Schwester kam schließlich noch dazu, immer mal wieder gespielt. Doch so richtig aktiv wurde ich erst wieder durch meinen Herzensmann. Und nun, wo wir genügend Raum und Zeit dafür haben, sind wir gemeinsam völlig am eskalieren.
Wir lieben es, Ausschau nach neuen Spielen zu halten, teilen die Aufregung, ob ein Paket wohl noch rechtzeitig zum Wochenende ankommt (brandaktuell) und fuchsen uns auch mal tagelang in ein Spiel rein. Wir diskutieren Strategien zur Optimierung, während wir Eis auf dem Balkon essen und träumen sogar manchmal von unserem nächsten geschickten Manöver.
Nicht alles was ich tue muss einem höheren Ziel dienen
Spiele spielen ist so wunderbarer Selbstzweck. Es muss mich nicht erfolgreicher machen, mich bilden oder mir zu neuer sportlicher Höchstform verhelfen. Es soll mir nur Freude bereiten. Tatsächlich trainiere ich trotzdem sehr nützliche Fähigkeiten beim Spielen. Aber dazu vielleicht an anderer Stelle mehr.
Das Spielen hat mich meiner kindlichen, unbeschwerten Seite näher gebracht und mich daran erinnert, dass nicht alles was ich tue einem Zweck dienlich sein muss. Ich bin ein großer Freund klarer Ziele und ich möchte aktiv auf meine Lebensvision einzahlen. Dennoch ist es wichtig, mir eine gewisse Leichtigkeit zu bewahren. Hier möchte ich mich weiter in Balance üben und mir immer wieder bewusst machen: Auch der größte Unfug ist zielführend, wenn er mich nur glücklich macht.
Oft bin ich immer noch zu hart mit mir selbst
Auch wenn ich mich täglich aktiv auf das Prinzip der Selbstliebe besinne, oft bin ich noch viel zu hart mit mir. Meine innere Kritikerin arbeitet unerbittlich und gründlich. Sie findet immer noch etwas zu Optimieren. Dabei finde ich manchmal nicht den liebevollen Tonfall, den ich mir im Umgang mit meiner Umwelt und mir selbst wünsche. Es bleibt ein Prozess und ich muss mich immer wieder auf die Dinge besinnen, die mich sanft machen, auch mir selbst gegenüber.

Viele Dinge habe ich nur gemacht, um nichts zu verpassen
Fear of missing out (die Angst etwas zu verpassen), puh ich hätte es nicht erwartet…
Aber auch das ist wohl immer noch ein Thema für mich. Ich habe in den letzten Monaten sehr deutlich spüren können, welche Aktivitäten ich tatsächlich aus tiefstem Herzen vermisse. Gleichzeitig ist mir aufgefallen, dass es mir sehr leicht fällt auf einige Dinge zu “verzichten”, die ich noch bis vor kurzem regelmäßig gemacht habe. Mein neues, sensibleres Bauchgefühl ist eine ganz tolle Orientierungshilfe, die ich mir unbedingt bewahren will.
U-Bahn fahren hat mich mehr genervt, als ich dachte
Zu Beginn der Sicherheitsmaßnahmen, hatte ich irgendwie kein gutes Gefühl mehr dabei öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Also habe ich endlich meine Angst überwunden und mich mit meinem Fahrrad ins Getümmel gestürzt. Heute bin ich viel empfindlicher, für alle Dinge, die ich eigentlich ätzend am U-Bahn fahren finde, aber aus Gewohnheit verdrängt habe. Es ist laut, stickig und einfach nur anstrengend. Natürlich kann und muss das auch mal drin sein. Aber, mit einer frischen Brise um die Nase, auf meinem Rad die Stadt zu erkunden, auf dieses Gefühl möchte ich nie mehr verzichten.
Jetzt bin ich neugierig: Was hast du in den letzen Monaten über dich gelernt? Gibt es Dinge, die dir besonders wertvoll geworden sind?
Weil ich mich immer gerne mit einem Lächeln verabschiede…
HIER meine Top 3 Brettspiele, die ich zur Zeit am meisten liebe <3
- Res Arcana – Kein anderes Spiel schafft es, mit so wenig Material ein so umfassendes Spielerlebnis zu erschaffen. Achtung: Suchtpotenzial!
- Rajas of the Ganges – Das Thema ist einfach zauberhaft, die Farbenpracht und Vielfalt an Optionen begeistert mich immer wieder.
- Agricola – Aus der Kategorie, ich beisse mir daran die Zähne aus und will mehr davon. Außerdem gibt es niedliche Holztiere!
Nutsmaste – the crazy in me honors the crazy in you <3