Kochen, Yoga, Laufen, Lesen, Schreiben, Filme, Ausstellungen, Theater, intensive Gespräche, Brettspiele…Es gibt so viele Dinge, die ich liebe. Doch am aller liebsten tue ich nichts! Diese Erkenntnis traf mich, vor einiger Zeit, wie ein Schlag. Wenn ich ehrlich bin, war es schwer zu akzeptieren, denn es passte nicht zu meinem Selbstbild. Wie konnte ich, als interessierte und aktive Person, das Nichtstun einer spannenden Aktivität vorziehen?
Nichtstun für tiefe Erkenntnisse
Also bin ich der Sache auf den Grund gegangen. Und in diesem Fall, war der Weg zur Erkenntnis tatsächlich schon das Ziel. Denn ich habe schnell gemerkt, dass die Antworten auf meine Fragen nur in mir selbst zu finden sind. Und die beste Art derlei Antworten zu finden, war für mich, tatsächlich schon immer, das Nichtstun. Nicht aktiv nachdenken, nicht recherchieren, nicht lesen oder darüber sprechen. Einfach, mit dem Gefühl, in Stille sitzen, es wahrnehmen und sein lassen. So wurde mir bewusst, wie oft mir das Nichtstun geholfen hatte, brennenden Fragen auf den Grund zu gehen, Gedanken-Knoten zu lösen und besser mit mir im Einklang zu sein.
Nichtstun für ein intensiveres Leben
Ich liebe es, die Welt so aktiv und bewusst wie möglich wahrzunehmen. Das Leben bietet so viele wunderbare Reize, von denen ich mich umfluten lasse. Pralle Farben, gefühlvolle Musik, raffinierte Speisen – ich empfinde all das als wahre Abenteuer der Sinne. So wunderbar dies alles ist, so sehr erschöpft es mich aber auch. Ganz deutlich haben mein Partner (der da genauso tickt) und ich dies auf unserer ersten gemeinsamen Reise festgestellt. Je mehr uns die Eindrücke und Erlebnisse des Tages berührt und begeistert haben, umso mehr Zeit brauchten wir in den nächsten Tagen zum Nichtstun, um die Eindrücke zu verarbeiten.
Nichtstun steht für uns also nicht im Widerspruch zu einem aktiven und erfüllten Leben. Es ist quasi die zweite Phase der Aktivität, in der Erlebtes sacken und nachwirken kann, um für immer ein Teil von uns zu werden.
. Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.
Astrid Lindgren
Nichtstun als aktiver Moment der Entspannung und Erholung
Wenn du hier schon eine Weile mit liest, dann weißt du, dass ich Struktur liebe und meinen Alltag aktiv plane und gestalte. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich meine Tage zu Beginn regelrecht zugeballert habe. In meinem Kopf habe ich die Nettozeiten, für die jeweiligen Aktivitäten, berechnet (20 Minuten duschen, 45 Minuten Yoga…) und damit die Stunden meines Tages vollgestopft. Schnell habe ich gelernt, dass das so überhaupt nicht funktioniert. So war ich oft schon Mittags total erschöpft, habe dann nichts mehr geschafft und war zum Ende des Tages frustriert, weil ich meine Ziele nicht erreicht habe.
Drei kleine Anpassungen haben mir geholfen, diesen Frust zu vermeiden und meine Ziele lustvoll zu erreichen:
1. Priorisieren
Ich habe mir selbst ein Limit von 3 Zielen pro Tag gesetzt. So muss ich täglich priorisieren. Was ist mir wirklich wichtig? Was davon ist auch dringend? 3 Dinge wirklich, mit vollem Einsatz, durchziehen, das ist schon ne ganze Menge. Letztendlich erreiche ich meine Ziele so schneller, als wenn ich mich übernehme. Und so manches, was mir wichtig erschien, verblasst bei näherer Betrachtung doch in seiner Bedeutung.
2. Nichtstun aktiv einplanen
Wenn ich heute auf meinen Plan für den Tag schaue stelle ich mir immer eine einfache Frage: Sind genug Zeiten zum Nichtstun eingeplant? Falls nicht, passe ich den Plan an. Es gibt Tage, an denen habe ich etwas besonders aufregendes vor. Etwas, was in seiner Wirkung intensiv sein wird oder anderweitig überdurchschnittlich viel Anstrengung erfordert. Das kann zum Beispiel ein großes Fest sein oder aber auch die ersten Tage meiner Periode. Für solche Tage plane ich Nichtstun als aktiven Ruhepol zum Ausgleich ein. An dem Tag nach dem Fest oder am Tag der Periode steht dann als eines der drei Tagesziele “erholen”. Und das nehme ich sehr, sehr ernst.
3. Vom Meister Lernen
Katzen sind die unangefochtenen Meister der aktiven Entspannung. Bis zu 16 Stunden am Tag verbringen sie mit Power-Naps, aus denen sie Kraft und Energie für grenzenlosen Unfug ziehen. Daher nehme ich mir gerne an meinem pelzigen Mitbewohner ein Beispiel. Er ist der beste Entspannungs-Coach, den ich mir vorstellen kann. Mit aktivem Ankuscheln und Schmuse-Blockaden, auf meinem Schoss, setzt er zur Not auch mal eine Zwangspause durch. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar.
Die Kunst des Nichtstuns lernen
In unserer hektischen und von Optimierung geprägten Zeit, ist es oft gar nicht so leicht, nichts zu tun. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass es unfassbar wertvoll für die persönliche Entwicklung ist, dies zu einer Priorität zu machen. Wenn es dir auch noch schwer fällt, dich dem Nichtstun voll und ganz hinzugeben, dann habe ich hier noch 3 einfache Tricks für dich.
1. Angeleitetes Nichtstun: Meditation
Bei der Meditation lernen wir, aktiv unsere Gedanken ziehen zu lassen und einfach zu sein. Um die Affenbande im Kopf zu beruhigen, kann es helfen, sich eine angeleitete Meditation zu gönnen. Hier werden dir von außen wertvolle Impulse gegeben, die dich zurück zu deiner inneren Erfahrung bringen.
2. Vorbereitung aufs Nichtstun: Sich auspowern
Ein langer Spaziergang an der frischen Luft oder ein intensives Sportprogramm – alles was dich körperlich erschöpft, kann dir helfen, dich auf das Nichtstun vorzubereiten.
3. Quasi-Nichtstun: Eine einfache, entspannende Tätigkeit bewusst und langsam ausführen
Falls du doch zu unruhig bist, um wirklich nichts zu tun, kannst du auch, etwas einfaches, sehr bewusst tun. Zum Beispiel Tee kochen und trinken zu einer Zeremonie machen. Wer Lust hat sich damit intensiv zu beschäftige, erfährt hier vom Wanderweib alles, rund um das Thema japanische Teezeremonie. Andere mögliche Aktivitäten sind zum Beispiel ein Mandala malen, einen kleinen Zen-Garten pflegen, den Kater streichen, ein Schaumbad nehmen…
Weil ich mich immer gerne mit einem Lächeln verabschiede…
HIER meine Top 3: kleine Helfer beim Nichtstun <3
- Kater Mumpitz
- eine Wärmflasche – meine Lieblings-Wärmflaschen sind ein Dino und ein Roboter, zubereitet werden diese von meinem Schatz nach seinem Spezialrezept: 50% heißes Wasser und 50% Liebe
- ein gemütliches Sofa mit Kuscheldecke und viiielen Kissen
Nutsmaste – the crazy in me honors the crazy in you <3